Vorbericht:
Für das Spiel nominierte Spieler:
1. |
Birkir Kristinsson |
15.08.64 |
ÍBV |
2. |
Árni Gautur Arason |
07.05.75 |
Rosenborg BK |
3. |
Rúnar Kristinsson |
05.09.69 |
Sporting Lokeren |
4. |
Arnar Gretarsson |
20.02.72 |
Sporting Lokeren |
5. |
Hermann Hreiðarsson |
11.07.74 |
Charlton Athletic FC |
6. |
Helgi Sigurðsson |
17.09.74 |
Lyn |
7. |
Þórður Guðjónsson |
14.10.73 |
Vfl Bochum |
8. |
Rikharður Daðason |
26.04.72 |
Fredrikstad FK |
9. |
Brynjar Björn Gunnarsson |
16.10.75 |
Nottingham Forrest |
10. |
Arnar Þór Viðarsson |
15.03.78 |
Sporting Lokeren |
11. |
Pétur Hafliði Marteinsson |
14.07.73 |
Hammarby |
12. |
Eiður Smári Guðjohnsen |
15.09.78 |
Chelsea FC |
13. |
Òlafur Örn Bjarnason |
15.05.75 |
Grindavík |
14. |
Indriði Sigurðsson |
12.10.81 |
KRC Genk |
15. |
Bjarni Guðjónsson |
26.02.79 |
Vfl Bochum |
16. |
Marel Baldvinsson |
18.12.80 |
Sporting Lokeren |
17. |
Ívar Ingimarsson |
20.08.77 |
Wolverhampton |
18. |
Hjálmar Jonsson |
29.07.80 |
IFK Göteborg |
19. |
Veigar Páll Gunnarsson |
21.03.80 |
KR |
20. |
Kristján Örn Sigurðsson |
07.01.80 |
KR |
Trainingsplan:
Mittwoch, 8.10., Ankunft in Hamburg.
Mittwoch, 8.10., bis
Freitag, 10.10., jeweils morgens und nachmittags Trainingseinheiten,
zudem Donnerstag, 9.10., 16.00 öffentliches Training, und Freitag,
10.10., 13.30 Uhr, Pressekonferenz im
Marriot Hotel Treudelberg
Aufstellung:
Tor: Árni Gautur Arason
Verteidigung: Ívar Ingimarsson, Ólafur Örn
Bjarnason, Hermann Hreiðarsson
Mittelfeld: Þórður Guðjónsson, Arnar Grétarsson,
Arnar Þór Viðarsson, Rúnar Kristinsson, Indriði Sigurðsson
Sturm: Helgi Sigurðsson, eiður Smári Guðjohnsen
Ersatz: Birkir Kristinsson,
Rikharður Daðason (67. min. für Indriði Sigurðsson), Hjálmar Jonsson,
Bjarni Guðjónsson, Brynjar Björn Gunnarsson (80. min. für Arnar Grétarsson),
Veigar Páll Gunnarsson (80. min. für Helgi Sigurðsson), Kristján
Örn Sigurðsson
Tore:
1:0 in der 9. min. durch Michael Ballack
2:0 in der 59. mion. durch Fredi Bobic
3:0 in der 79. min. durch Kevin Kuranyi
Karten:
3 Gelbe Karten für Island (Eiður Smári
Guðjohnsen, Rúnar Kristinsson, Brynjar Björn Gunnarsson)
2 Gelbe Karten für Deutschland (Arne Friedrich, ChristianWörns)
Spielbericht:
|
Unser Island- Wochenende begann schon am Donnerstag Nachmittag mit
dem öffentlichen Training der Jungs in Glashütte. Nach ein
paar Telefonaten mit dem Nationalteam-Beauftragen des KSI hatten wir
die Adresse und die Uhrzeit parat und fuhren gespannt zum Trainingsplatz.
Super Timing, genau hinter dem Mannschaftsbus kamen wir auf den Parkplatz.
Es hatten sich nur wenige Zuschauer (Kinder und Rentner und zufällig
Vorbeigekommene) eingefunden, zudem einige Reporterteams. Die Security
war sehr zurückhaltend und wir konnten ganz dicht an unsere Lieblinge
heran. Das Training brachte uns sicher genauso viel Spass wie den Spielern,
und es war super, Thoddi und Bjarni von Bochum und Eiður von Chelsea
und die 4 Lokeren-Isländer Arnar, Rúnar, Arnar Þór
und Marel beim Laufen, Schiessen und Rumalbern zu beobachten. Für
den NDR durften wir dann noch ein „Interview“ geben, und
die beiden Reporter waren nicht schlecht erstaunt, als wir erklärten
wir seien für Island. Noch verwunderter waren die beiden, als
ich erklärte, dass mein Lieblingsspieler für Island spielt… Ich
musste ihnen Marel zeigen, damit sie ihn filmen konnten, und dann versuchte
ich noch zu erklären, wie man als Deutsche an die isländische
Nationalelf kommt. Zum Abschluss des Training gab es für mich
dann noch ein Foto und ein paar Worte mit meinem Liebling.
Am Freitag ging es mit dem „Ísland á EM“ – Abenteuer
dann in Lübeck weiter: Das U21-Spiel war angesagt. Zwar kannte
ich vom Namen her nur Hannes Sigurðsson (Viking Stavanger), aber
nach genauer Betrachtung der isländ. Mannschaft war schnell klar,
das Nummer 2, Haralður Guðmundsson, Nummer 5, Hjálmar
Dór Hjálmsson, und Nummer 8, Viktor Bjarki Arnarsson,
ganz sicher etwas werden und sich bestimmt bis zur WM 2006 in das A-Team
spielen. Für die anwesenden ca. 7000 Zuschauer waren wir die Exoten,
sind wir doch in voller Island Montur ins Stadion gepilgert. Mit ein
paar Problemen kriegten wir auch die Island Fahne zwischen lauter Deutschland-
und HSV-Flaggen gehängt. Das Spiel selber war für die Deutschen
eher peinlich, für die Isländer relativ gut. Bis zur 85.
min. blieb es 0.0, erst dann schaffte Benjamin Lauth den Führungs-
und Siegtreffer zum 1:0. Für die kleinen Isländer hätte
ich mir aber trotzdem einen einzigen Punkt gewünscht. Nun mussten
sie als Tabellenletzter und mit 0 Punkten heimfahren… Für
alle St.Pauli Fans sicher eine schöne Sache: Das isländ.
U21 Team wurde in unserem Mannschaftsbus gefahren. Ein Beweisfoto mussten
wir natürlich davon machen, es passiert ja nicht so oft, dass
der St.Pauli-Bus so weit gereiste Fussballer transportiert.
Nach ein paar „3-Punkte-für-Island“-Bieren (echtes
isländisches Vikingur!) gings in eine recht kurze Nacht.
Samstag. 11.10.2003. Der Tag, auf den ich mich schon 1 Jahr gefreut
hatte. Meine Isländer zu Gast in Hamburg. Meine Isländer
auf dem zweiten Platz hinter Deutschland. Meine Isländer mit der
Chance, in die Play Offs zur EM zu kommen. Nach einem knappen Frühstück
machten wir uns in Island-Kluft und mit ein paar „Kriegsbemalungen“ im
Gesicht auf zu der Island-Party an der Trabrennbahn. Schon am Bahnhof
Holstenstrasse trafen wir Gleichgesinnte. An der Trabrennbahn angekommen,
war die Feier schon in vollem Gange.
Überall Fans in Island Trikots, mit Fahnen und Schals bewaffnet.
Die isländische Fan-Hymne „Áfram Ísland“ schallte
aus den Lautsprechern und es wurde gesungen, geklatscht, getrunken
und geschunkelt. Zu meiner grossen Freude erspähte ich auch gleich
einen Bekannten, Snorri, der schon in Glasgow dabei gewsen war. Stolz
präsentierte er uns seinen St.Pauli-Bayern-Schal, den er beim
Freitagsspiel getauscht hatte. Sein Freund war genauso begeistert von
St.Pauli, und hatte sich einen St.Pauli Pin gekauft. Als wir erklärten,
dass St.Pauli unser Lieblingsverein sei, wurden wir gleich herzlich
umarmt. Nach ein paar Bieren und Gesprächen mit anderen Isländern
und ein paar Fotos begann sich dann der Umzug Richtung Stadion zu formieren.
Mit einem grossen Plakat voran („Grösse ist nicht alles…“)
ging es die isländ. Nationalhymne singend und klatschend zum Stadion.
Leider konnten ein paar deutsche Pappnasen es sich nicht verkneifen,
die Isländer bösartig zu beschimpfen. Am Stadioneingang keine
Fantrennung, erstaunlich wenig Polizei, und Ordner, die kein Wort Englisch
sprachen. Fast schon eine Beleidigung für die Gäste…ein
Länderspiel ausrichten, und dann die Gäste knallhart in Deutsch
ansprechen…naja, AOLA eben.
Leider hatten wir Plätze in 16c, auch noch inder allerletzten
Reihe, und dadurch nicht den allerbesten Blick aus Feld, aber dafür
war es wenigstens im Island-Block. Für kein Geld der Welt hätte
ich bei diesem Spiel mit den deutschen Fans zusammensitzen wollen!
Die Stimmung bei den Isländern war gut, Holsten und Tuborg und
Gorbatschow Vodka hatten ihr übriges getan, und es wurde gesungen
und gerufen, schon bevor die Mannschaften einliefen. Als die Nationalhymnen
gesungen wurden, durften wir (welch eine Gnade von dem Ordner) an der
Brüstung in Block 15 stehen und unsere Fahne hochhalten. Danach
gings auf die Plätze in schwindelerregender Höhe. Mein Lieblingsspieler
Marel Baldvinsson war diesmal nicht einmal im Kader und hockte verfröstelt
neben dem verletzten Pétur Marteinsson auf einem Stuhl neben
der Auswechselbank. Schade, ich häte ihm das Erlebnis in der AOLA
zu spielen gegönnt.
17.00 Uhr, Anpfiff, erst ein paar Sekunden gespielt, und schon hat
Deutschland die erste Chance! Die erste Halbzeit geht wie im Fluge
um, Island mauert hinten, Deutschland spielt in den ersten 10 min.
immer wieder fast frei auf das gegnerische Tor, doch dank Árni
Gautur bleibt der Kasten bis zur 9. min. sauber. Dann bekommt Ballack
den Ball und schiesst das 1:0.
Island jedoch gibt nicht auf, und bemüht sich weiterhin ein ebenbürtiger
Gegner der Deutschen zu sein. In der 27. min. kann endlich Eiður
Smári beweisen, was in ihm steckt. Er schiesst freistehend aufs
Tor der Deutschen, doch leider wird seine Aktion wegen Abseits abgepfiffen.
Das Tor zählt nicht, und Eiður Smári bekommt auch noch
eine Gelbe Karte für den Torschuss nach Abpfiff. Nun ja…Wir
auf den Rängen haben jedenfalls schon gejubelt… Bis zur
Pause regt sich nicht mehr viel auf dem Feld, Island „rührt
Beton an“ in der Abwehr, wie Jolly Sverrisson so schön sagt,
und die Deutschen schaffen trotz flüssigen Spiels kein weiteres
Tor mehr.
Die Pause nutzen wir zum Bierholen, und stellen einmal mehr fest, dass
kaum jemand Englisch spricht, und auch niemand den Isländern erklärt
hat, dass das Bier alkfrei ist.
Anpfiff der zweiten Halbzeit, keine Änderungen bei den Mannschaften.
Island ist aufgewacht und spielt beinahe fantastischen Fussball. Die
Deutschen scheinen überrascht von der Kampfbereitschaft der Eisbären
und haben sich spielerisch sehr zurückgezogen. Nach einer Ecke
von Thoddi gelangt Hermann an den Ball und köpft ihn an Kahn vorbei
ins Tor. Riesenjubel bei uns!!!! Doch, oh weh, was ist nun schon wieder?
Der russische Schiri Valentin Ivanov will dieses Tor auch nicht anerkennen…angeblich
weil Hermann seinen deutschen Kollegen gefoult hat… Das Jubeln
wird von einem abgrundtiefen „BUHHHH“ abgelöst. Wirklich
zufrieden kann man mit dem Schiri nicht sein, mehrere Unstimmigkeiten
mit dem Linienricher, übersehene Aktionen, und nun das zweite
Tor aberkannt…es sieht nicht danach aus, als wenn er wirklich
unparteisich wäre. Im Trubel des aberkannten Tores und der isländischen
Proteste passiert dann das, was das Spiel entscheidet: Bobic schiesst
in der 59. min. das 2:0 für Deutschland.
Inzwischen steht es auch
in Schottland 1:0 für Bertis Truppe, und nun kann nur noch ein
Sieg den Isländern helfen. Ásgeir Sigurvinsson reagiert
in der 66. min. und wechselt den erfahrenen Rikharður Daðason
für Indirði Sigurðsson ein, doch es nützt nichts.
Unseren Jungs gelingen zwar einige gute Aktionen, doch trotz aller
Willenstärke, der Ball will nicht an der deutschen Abwehr und
schon gar nicht an Kahn vorbei. Als in der 79. min. dann noch Kuranyi
das 3:0 schiesst, ist das Spiel vorbei, zumindest für die Isländer.
Auch der Doppelwechsel der Isländer – Brynjar Björn
Gunnarsson für Arnar Gretarsson, Veigar Páll Gunnarsson
für Helgi Sigurðsson, verändert nichts an der Lage. Eigentlich
hoffen wir jetzt nur noch auf ein schnelles Ende. Bloss keine lange
Nachspielzeit, in der vielleicht noch das 4:0 fällt… Um
19.47 Uhr, nach 92 min., pfeift der Russe Ivanov endlich ab. Trotz
der doch etwas schmerzhaften Niederlage feiern wir unsere Mannschaft
mit „Áfram Ísland“ Rufen und beklatschen
die ordentliche Leistung.
Bei den Isländern sieht man zwar einige enttäuschte Gesichter,
aber zutiefst deprimiert ist niemand. Und spätestens bei Ankunft
im Bauernhaus, wo es eine abschliessende Island Party gibt, sieht man
nur noch frohe Menschen. Das Bier fliesst in Strömen, es ist rappelvoll,
und zur Krönung spielt noch eine isländische Band, Stefán
Hilmarsson og Hljómsveit Jóns Ólafssonar. Wir
unterhalten uns mit Isländern die wir schon auf der Party vorm
Spiel kennengelernt haben, tanzen und fühlen uns rundum wohl.
Die Zeit vergeht wahnsinnig schnell, und gegen 23.00 sitzen wir in
einem Bus Richtung Reeperbahn, um dort noch einen Absacker zu nehmen.
Gegen 2.00 nachts landen wir dann endlich im heimischen Bett – mit
nur noch einem Gedanken: „Áfram Ísland“. |