Marel Baldvinsson, 24, erklärt seine Sicht auf das Leben
Vertrauen und Positivität, darum dreht sich mein gesamtes Leben. Ich bin jemand, der relaxed rüberkommt, der absolut nicht aggressiv ist – trotz der 2 roten Karten die ich früher in dieser Saison bekommen habe - und der gerne die Gesellschaft von einigen guten Freunden mag. Ich halte absolut nichts von Menschen, die eine Maske aufsetzen. Nach einiger Zeit fällt die Maske eh, und das wahre Gesicht kommt hervor. Personen, die dir gegenüber freundlich sind, hinter deinem Rücken dann aber schlecht über dich reden, finde ich zum Kotzen. Ich bin immer geradeheraus. Wer mir nicht gefällt, den lass ich einfach stehen. Das ist eines meiner festen Prinzipien an denen ich festhalte seit ich Kind war. Ich kann immer ich selbst sein und bin auf meine Art und Weise glücklich damit.
Die Anzahl meiner echten Freunde kann ich an einer Hand abzählen. Jemand, der mir nahe steht, ist jemand, den ich immer mit einer Menge persönlicher Dinge belasten kann, jemand, dem ich 100% vertrauen kann. Wenn ich genau zähle, komme ich auf 2 Menschen. Diese Freundschaft besteht auch schon seit unserer Jugend. Meine Freundin rechne ich da nicht direkt zu, denn wir kennen uns ja gerade mal 3 Jahre. Aber auch da ist die Beziehung sehr eng, und es besteht ein blindes Vertrauen. Beim Fussball hingegen rede ich lieber von Kollegen. Rückblickend auf meine bisherige Karriere kann ich eigentlich nur Arnar G, Arnar V und Runar K als echte Freunde bezeichnen.
Ich muss jemanden lange genug kennen, bevor ich ihm oder ihr völlig vertraue. Deine Seele entblössen kann enorm befreiend wirken. Nicht dass es mich nun unbedingt überkommt, denn ich bin ein ewiger Optimist. Ich versuche immer das Beste draus zu machen, mich positiv zu verhalten. Während der Weihnachtsferien z.B. war ich zu Hause in Reykjavik. Als ich was trinken gehen wollte, traf ich einen alten Schulkollegen, der nun schwer drogenabhängig ist. Der Junge war früher ein richtig guter Schüler, aber jetzt ist er echt ein Wrack. Ein Junkie. Traurig aber wahr. Er redete ganz langsam und sah ziemlich deprimiert aus. Aber statt ihn links liegen zu lassen, lud ich ihn in unser altes Stammcafe zum Kaffee trinken ein. Ich fühlte mich komisch, als ich dann dachte: lucky me.
Als ich 14 war, war es auch für mich kein Problem an Joints oder Alkohol zu kommen, aber da hab ich ziemlich schnell einen Schlussstrich gezogen. Das Zeug war echt nix für mich. Ich wollte voll und ganz von meinem Leben profitieren, und ich hatte auch keinen Bedarf an Machogehabe. Dadurch habe ich vielleicht ein paar Schulkameraden verloren, aber ich habe wenigstens die richtige Entscheidung getroffen. Inzwischen hat auch die Mehrheit in Island begriffen, dass das Drogenproblem hier gross ist. Deshalb werden nun eine Menge Pogramme entwickelt, auch für die Jugendliche, die noch zur Schule gehen, um den am schlimmsten Betroffenen zu helfen. Ich kann solche Initiativen nur herzlich begrüssen.
Ich weigere mich, schwarz zu sehen, auch wenn nun, nach meiner Knieoperation, die grösste Unsicherheit besteht, und es heisst, dass ich in den B-Kern zurückversetzt werden soll. Das bringt doch nichts. Ich werde keine Träne vergiessen, wenn ich mit dem Fussball aufhören muss. Dann werde ich mich auf die Suche nach einer neuen Leidenschaft machen. Deswegen versuche ich nämlich auch jetzt, während meiner Genesungsphase, meine Interessen auf etwas anderes zu legen. Ich habe die Börse und ihre Gesetze entdeckt, da wiederholt die Geschichte sich z.B. konstant. Auf Perioden mit Hochkonjunktur folgen immer Perioden mit Tiefkonjunktur, und alles folgt einem bestimmten Zyklus. Deswegen musst du besonders aufmerksam sein und lernen, ein wenig voraus schauend zu denken. Eine faszinierende Welt öffnete sich mir da. Und darauf konzentriere ich mich nun. Es ist eine enorme Herausforderung, im Bilde zu sein auf dem Markt. Ich lese Bücher darüber, habe etwas Geld in Anteilen investiert, und bin damit nun täglich beschäftigt. Die Websites von den Unternehmen besuchen, Jahresberichte und Voraussichten lesen. Wenn du es dann mit einem allgemeinen Absturz zu tun bekommst, während du selber ca. 30% Gewinn gemacht hast, sorgt das schon für ein euphorisches Gefühl. Das ist ein Spielchen an dem ich schon 2 Jahre Freude dran habe. Meine Freundin ging im August zurück nach Island, um ihr Wirtschaftsstudium zu beenden. Da geht’s auch viel um Finanzen und Ökonomie. Vielleicht können wir später ja mal gemeinsam ein eigenes Büro aufmachen.
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